basic-alisahttps://fediverse.blog/@/basic-alisa/atom.xml2022-12-05T10:15:08.114153+00:00<![CDATA[Unternehmen sind nicht nur profitorientiert]]>https://fediverse.blog/~/GedankenKreisen/Unternehmen%20sind%20nicht%20nur%20profitorientiert/2022-12-05T10:15:08.114153+00:00basic-alisahttps://fediverse.blog/@/basic-alisa/2022-12-05T10:15:08.114153+00:00<![CDATA[<p dir="auto"><em>Dieser Text bezieht sich auf einen Informationstext über die fiktive Reifen AG und die dazugehörige Aufgabestellung aus dem Wirtschaftsunterricht in der Schule (Bayern, 11.Klasse). Beides ist im Nachgang zu finden.</em></p>
<h2 dir="auto">Über die Vereinbarkeit von sozialen, ökologischen und ökonomischen Zielen</h2>
<p dir="auto">Die fiktive Reifen AG ist ein fortschrittliches Unternehmen, dass die Durchsetzung seiner Interessen optimiert hat. Sie schafft es auf beeindruckende Weise, ökonomische Ziele mit sozialen und ökologischen Zielen zu kombinieren. </p>
<p dir="auto">So decken sich beispielsweise die Ziele zur Gewinnerhöhung mit dem sozialen Ziel, die Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich anzuheben. Im Gegenzug dafür erhalten ArbeitnehmerInnen an “ausgewählten Standorten” die Garantie, ihren Arbeitsplatz trotz Kürzungen behalten zu können. Diese Regelung ist besonders für sozial benachteiligte Menschen erstrebenswert, da sie so ihre Lebensgrundlage behalten können und weniger Geld für Freizeit brauchen, da sie nahezu keine mehr haben. Auch für Umweltziele ist es sinnvoll, dass Menschen weniger Freizeit haben und somit keine emissionsreichen Unternehmungen mehr machen können.
Dieser Effekt könnte Verstärkt werden, wenn ArbeiterInnen in Privateigentum des UnternehmenseigentümerInnen überführt würden werden und fortan als Produktionsmittel klassifiziert würden.
Eine weitere Maßnahme der Reifen AG zur Minderung der Freizeit und somit zur Erreichung der Klimaziele ist es, außerordentlich hohe Ansprüche und Erwartungen an die MitarbeiterInnen zu stellen. So können die MitarbeiterInnen nach einiger Zeit so einen Burnout als erster Hand erleben, was ihren Horizont erweitert und ihr persönliches Wachstum fördert.
Das letzte soziale Ziel ist es, eine Konkurrenz für China darzustellen und den Produktionsstandort Deutschland zu erhalten. Würde die Reifen AG also Steuern zahlen, so würden diese zum BIP beitragen und durch die sinnvolle Verwendung des Staates (wie beispielsweise Investitionen in Fossile Energieträger oder die Inhaftierung von SchwarzfahrerInnen) zum Allgemeinwohl der Gesellschaft beitragen.</p>
<p dir="auto">Einen besonderen Fokus auf die Umwelt besitzt das ökologische Ziel, möglichst viele Reifen zu verkaufen. Unter der Annahme, dass die Reifen in der Herstellung und dem Transport keine Emissionen verursachen, könnten so Milliarden Liter Treibstoff und folglich Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. In dieser Zahl wird auch vernachlässigt, welchen Effekt die Bindung der Menschen an ihre Autos, anstatt auf öffentliche Verkehrsmittel zu setzen, hat.
Eine erste Investition um die grünen Absichten des Unternehmens zu unterstreichen war es, in die Marketingabteilung zu fördern, damit diese diese Statistik erstellt.</p>
<p dir="auto">Abschließend lässt sich also sagen, dass der Kapitalismus nicht zwangsläufig im Gegensatz zur Menschenwürde steht oder individuelle Entfaltung hemmt. Großunternehmen wie die Reifen AG zeigen uns das immer wieder, und reale Unternehmen wie Amazon oder BMW übertreffen die sozialen und ökologischen Maßnahmen der Reifen AG sogar bei weitem!</p>
<h2 dir="auto">Aufgabe</h2>
<ol dir="auto">
<li>„Unternehmen sind nur auf Profit aus“. Erläutern Sie die Stammtischbehauptung und widerlegen Sie diese mithilfe der Ziele der Reifen AG (M1). Erstellen Sie dazu eine systematische Übersicht über die in M1 formulierten Ziele des Unternehmens.</li>
</ol>
<h2 dir="auto">Material M1</h2>
<p dir="auto">Die Reifen AG bestimmt seit über 100 Jahren den Markt für Reifen und Reifenprodukte entscheidend mit. Das Programm umfasst allein 3300 Reifentypen vom kleinsten Einzelreifen von kaum 200 Gramm Gewicht bis zum 6 Tonnen schweren Spezialreifen. Eingesetzt werden diese Produkte in nahezu allen denkbaren Fahr- und
Flugzeugen, vom Rennrad bis zum Airbus. Hinter diesem Produktportfolio steht ein Konzern mit weltweit über 129 000 Mitarbeitern, die in 19 Ländern tätig sind. Allein in Deutschland unterhält die Reifen AG fünf Produktionsstätten. Über 8500 Menschen sind am Standort Deutschland tätig. Schon immer hat unser Unternehmen hohe, ja höchste Ansprüche an sich und seine Mitarbeiter gestellt. Über die Ambitionen bestehen im Unternehmen nicht die geringsten Zweifel. Die Reifen AG will trotz der scharfen chinesischen Konkurrenz ein Marktführer sein und als Erfinder und als Qualitätsanbieter ihre Position als eines der wertvollsten Unternehmen in Europa stabilisieren. Dazu wollen wir den Weltmarktanteil von gut 20% halten und weiter ausbauen. Wir bleiben das innovativste Unternehmen für Reifen und Fahrwerksysteme. Die Reifen AG entwickelt ihre Reifen ständig weiter. Ziel: beste Laufeigenschaften bei geringstmöglichem Rollwiderstand. Wären alle Autos dieser Welt mit diesen fortschrittlichen Reifen ausgerüstet, könnte man Jahr für Jahr Milliarden Liter Kraftstoff sparen oder Millionen Tonnen des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid. Geliebt von unseren Kunden bieten wir in jedem Marktsegment, das wir bedienen, Produkte
und Serviceleistungen in bester Qualität zum besten Preis. Im Bereich Spezialreifen wollen wir unser Geschäftsvolumen noch weiter ausbauen. Dazu wird die Kapazität unseres Hauptstandorts durch eine Investition von 85 Mio. Euro um fast 50% erweitert werden. Unabhängig von der derzeitigen konjunkturellen Schwäche auf dem Weltmarkt werden wir auch in den kommenden Jahren umfangreiche Investitionen tätigen, um v.a. in Asien
und Südamerika die Produktion und das Vertriebsnetz auszubauen und so erfolgversprechende Zukunftsmärkte zu erschließen. Als begehrter Arbeitgeber wollen wir, dass unsere Mitarbeiter an der ihnen übertragenen Verantwortung wachsen und sich entfalten. Trotz massiver Auftragsrückgänge wollen wir an ausgewählten Standorten in Deutschland kein Personal abbauen, sondern haben den Betriebsräten einen Zukunftspakt
vorgeschlagen, der für Arbeitszeitenerhöhungen ohne Lohnausgleich im Gegenzug eine Standortgarantie bietet. Geschätzt von Investoren und Aktionären in aller Welt steigern wir nachhaltig den Wert des Unternehmens durch größtmögliche Rentabilität unserer Aktivitäten und unserer Investitionen. Die Umsatzrentabilität soll auf 10% klettern und sich damit an die Werte der anderen Branchenführer annähern. Außerdem sind wir ein Unternehmen, das sich harmonisch in das gesellschaftliche Umfeld einfügt. Gestern, heute und in Zukunft stellen wir uns konsequent unserer Verantwortung, indem wir nach unseren Werten handeln. Die Reifen AG investiert jährlich mehr als 8,4 Millionen Euro und 17 000 Arbeitstage in Weiterbildung (54%), Sport-, Kultur- und Wohltätigkeitsveranstaltungen (33%) sowie Mobilität, speziell Verkehrssicherheitsprojekte (13%). </p>
<p dir="auto">Quelle: Vonderau Kerstin (2018): Wirtschaft und Recht Oberstufe, Stark Verlag </p>
]]><![CDATA[Dahoam]]>https://fediverse.blog/~/GedankenKreisen/Dahoam/2022-12-03T20:31:44.117748+00:00basic-alisahttps://fediverse.blog/@/basic-alisa/2022-12-03T20:31:44.117748+00:00<![CDATA[<p dir="auto">Was bedeutet es angekommen zu sein? Wie fasst man das Gefühl, das sich ausbreitet wenn man sich vollständig wohl fühlt zusammen?
So leicht geht das gar nicht, aber vielleicht komme ich dort hin wenn ich mein “Zuhause” fühlen genauer beschreibe. Wie muss denn eine Situation sein, damit es perfekt ist?
Früher war das super einfach zu beschreiben, ich habe ein interessantes Mathebuch, Stift & Block und Ruhe gebraucht. Andere Menschen werden doch überbewertet. Ehrlich gesagt wünschte ich mir heute manchmal, es wäre wieder so. Denn dann würde es mich nicht stören, die Welt zu Grunde gehen zu sehen. Dann könnte ich alle Probleme weiterhin ausblenden und mich in der Welt der abstrakten Strukturen verstecken.
Doch leider geht das nicht mehr. Ich habe Freunde gefunden und bin nicht mehr drum rum gekommen, mich mit der Welt auseinanderzusetzen. Ich habe gelernt die Realität nicht mehr auszublenden, sondern zu einem Teil meines Lebens zu machen. Und das war ein wichtiger Schritt für mich, denn obwohl ich davor nie das Gefühl hatte ich würde etwas verpassen, kann ich mir jetzt ein zurückgezogenes Leben nicht mehr vorstellen. Die Welt war plötzlich da, und als Teenager habe ich sie das erste mal wahrgenommen - also so wirklich wahrgenommen, als System aus verschiedensten Menschen und Gruppen, als komplexes Zusammenspiel und absolute Harmonie.
Aber etwas an der Harmonie stimmte nie, hat nie gestimmt, und es sah nicht so aus als ob es besser wird. Zuerst habe ich das Problem bei mir gesucht - ist meine Einstellung falsch? Bin ich komisch? Was soll das alles? Aber ich hatte immer genug Selbstvertrauen um daran nicht zu Grunde zu gehen, sondern weiter zu wachsen. Meine größte Lehre: Wenn ich mir unsicher über etwas bin, dann stelle ich mir vor wie ich reagieren würde wenn das jemand anderes tut. Meistens kommt dabei heraus, dass überhaupt nichts falsch damit ist seine Bedürfnisse zu äußern oder beim Lieblingslied mitzusingen. Selbst auf dem Boden schlafen wird plötzlich okay - oder würdest du jemanden auf Ewig verurteilen, nur weil diese Person einen echt langen Tag hatte und es grade nichts gemütlicheres für ein Powernap gab? Eben.
Zurück zum Thema Heimat. Wie hat sich diese Veränderung auf mich ausgewirkt? Eins steht fest, zuhause war nicht mehr mein Mathebuch sondern der Kontakt mit anderen. Egal in welcher Gruppe, ich habe mich immer wohl gefühlt. Die Abwechslung, das Abenteuer, die konstante Veränderung waren mein Safe Space.
Aber auch das war nicht das Wahre. Denn ich hatte bloß Angst mich auf das Falsche festzulegen. Das war schon immer meine größte Sorge. Wenn man niemanden nah an sich ran kommen lässt und sich ständig alles wandelt, gibt es das Risiko sich zu früh an etwas zu binden nicht. Allerdings ist es dafür sicher, dass man die besten Menschen verliert und die tollsten Chance verstreichen lässt. Jetzt wo mir das klar ist, arbeite ich daran. Ob es meine Beziehung noch retten kann, weil ich meinen Freund von mir gestoßen habe als sich eine gemeinsame Zukunft abzuzeichnen begann? Wer weiß. Dinge nehmen ihren Lauf, und was keine Bereicherung war ist eine Lehre.
Mit genügend Zeit zum Innehalten wird es irgendwann schwer, sich nicht zu politisieren. Denn dass einiges nicht perfekt läuft sieht jede*r. Worin wir uns unterscheiden sind unsere Lösungsvorschläge. Ich war immer schon Anarchistin, selbst wenn ich früher das Wort noch nicht kannte oder nicht mit meinen Wertvorstellungen verknüpft habe. Vielleicht habe ich mich dagegen gewehrt, weil meine Träume für sich stehen sollten und nicht einer Ideologie untergeordnet sein sollten. Doch einen Namen für seine Vorstellungen zu findet beengt diese nicht, sondern hilft ihnen weiter zu wachsen und sie leichter kommunizieren zu können. Ein Name hilft auch, Gleichgesinnte zu finden.
Und hier sind wir wieder beim Thema zuhause sein: mein Rückzugsort ist die linke Szene. Gemütlich vor der Küfa kauern, Linksrock ertönt aus dem Hintergrund, vor jeder Umarmung wird nach Konsens gefragt und Debatten über gesellschaftlichen Wandel werden geführt. Es gilt als Selbstverständlich, was in anderen Kreisen nicht selbstverständlich ist. Was in anderen Kreisen möglicherweise nie selbstverständlich sein wird. Obwohl es doch eine Bereicherung wäre.
Ja, Demos organisieren ist unglaublich viel Arbeit. Reden schreiben und sich auf Interviews vorbereiten kostet Zeit. Aber mit einer Familie, die einen jederzeit nicht nur toleriert sondern wahrlich akzeptiert - da ist alles möglich, und da gibt die Arbeit Kraft und raubt sie nicht.
Ich habe mich gefunden und blühe auf, auf Wegen die ich mir zuvor nicht hätte vorstellen können. Und ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass du dein zuhause auch findest. Und dass du mutig genug bist, dich auf einen Umzug einzulassen, denn so wie du wächst, wächst dein Heim mit.</p>
]]><![CDATA[Umgang mit menschenfeindlichen Medien, Stilmittel und Meinungsmache]]>https://fediverse.blog/~/GedankenKreisen/Umgang%20mit%20menschenfeindlichen%20Medien,%20Stilmittel%20und%20Meinungsmache/2022-11-08T22:14:11.090320+00:00basic-alisahttps://fediverse.blog/@/basic-alisa/2022-11-08T22:14:11.090320+00:00<![CDATA[<p dir="auto">Heute begann ich ein Buch über Anarcho-Faschismus zu lesen. Und als das Buch schon mit einem Hitler-Zitat anfing, war sofort klar dass hier eine schwere Lektüre vorliegt. Jedes Glied in meinem Körper strebe sich dagegen, auch nur ein einziges weiteres Wort zu lesen. Am liebsten hätte ich das Buch (ebook) zugeklickt, die Datei von meinem Laptop entfernt und eine Beschwerdemail an die Webseite über die ich das Buch gefunden habe geschrieben - weshalb ist so etwas zugänglich?!</p>
<p dir="auto">Letztendlich entschied ich mich dagegen und verbrachte die folgenden Stunden mit dem Lesen des Buches (zumindest den ersten Kapiteln). Der Schreibstil animiert zum Weiterlesen und selbst danach schwirren viele Formulierungen noch in meinem Kopf umher. Dabei waren bisher alle Aussagen des Textes absolut menschenverachtet, irreführend, manipulativ und schlichtauf falsch. Wie konnte das passieren? Dieser Blog soll Einblicke in meine ungeordneten Gedanken zu dem Thema geben und sich anschließend Fragen der korrekten Behandlung rechtsextremer Medien sowie Konsequenzen für andere politische (und möglicherweise apolitische) Texte vorschlagen. Dieser Artikel ist nicht recherchiert und es werden keine wissenschaftlichen Daten herangezogen; es geht ausschließlich um meine persönlichen Gedanken in diesem Moment. Bitte behalte das beim Lesen des Artikels im Hinterkopf und nimm keine Aussagen ohne eigene Hinterfragung und Recherche hin. Vielen Dank fürs Lesen :)</p>
<h2 dir="auto">Umgang mit rechtsextremen Menschen und Medien</h2>
<p dir="auto">Nun aber zum Anfang der Geschichte. Wieso zur Hölle lese ich ein Buch über Anarcho-Faschismus? Die Idee entstand vor einer Woche, als ich mich mit Aktivisti in Lützerath (je genau, das Braunkohledorf) über Widersprüche in politischen Theorien unterhielt. Dabei wurde der Begriff Anarcho-Faschismus eingeworfen. Gehört hatten wir alle schon mal davon, doch was genau hinter dieser Kombination gegensätzlicher Ideologien steht wusste niemand. Schließlich hält man sich von allem Faschistischem fern. Just in dem Moment begann jedoch die Neugirde sich bemerkbar zu machen; jene Neugirde, welche jede Wissenslücke schließen möchte. Doch die “rationale” Seite setze sich durch und hielt mich davon ab, zu stark in die rechte Szene abzutauchen. Dazu, wie “rational” dies tatsächlich ist werde ich später noch ein paar Worte verlieren. Das Thema mit der Widersprüchlichen Ideologie kam gestern erneut auf, in einer Debatte über den richtigen Umgang mit Menschen, welche in Verschwörungsideologien oder rechtsextreme Gedankenbilder abgerutscht sind. Wo viele Menschen aus Selbstschutz auf Verstoß und Ignoranz setzen bin ich der Meinung, solche Menschen müssten in der Gesellschaft behalten werden, um sie nachhaltig von Fakten und sozialverträglichen Werten zu überzeugen. In besagtem Buch wurde auch herausgestellt, dass RechtsextremistInnen stark ausgegrenzt werden. Dies wurde als Anlass eigene Medien zu schaffen, als Grundlage für den Aufbau eines Gemeinschaftssinns innerhalb des “wirs”“ und als Hetze gegen “die Anderen” genutzt. Wenn sich Menschen jedoch abschotten und nur mit Gleichgesinnten umgeben, online als ach offline, wird der Confirmation Bias dann nicht nur verstärkt? Wird der Ausstieg dann nicht unglaublich erschwert, da diese Menschen von keinen anderen, akzeptierteren Meinungen mehr erreicht werden? Andererseits wird dadurch riskiert, dass sich bestimmte Gedankenmuster weiter verbreiten.</p>
<p dir="auto">Abgeleitet aus der Frage, wie Menschen aus ihren Überzeugungen herausgeholt werden konnten, stellt sich natürlich sofort die Frage ob wir dies tun sollten. Was gibt uns das Recht, zu urteilen dass eine Meinung nicht gerechtfertigt ist und VertereterInnen dieser Meinung “bekehrt” werden sollten? Es ist offensichtlich, dass ich meine Meinung besser finde als andere, ansonsten würde ich sie ja nicht vertreten. Doch anderen Menschen geht es mit ihren Meinungen genau so. Um dies an einem Beispiel zu veranschaulichen: Der Autor des Buches argumentiert für die Unterordnung der Frau unter den Mann. Nach seinen Werten und Annahmen über Menschen ist das die schlüssigste Meinung für ihn. Was gibt mir das Recht, meine Meinung, dass es mehr als zwei Geschlechter geben kann und diese alle gleichgestellt sein sollten, über seine zu stellen? Und woher nehme ich mir das Recht, seine Meinung auch noch ändern zu wollen? Natürlich gibt es hier Statistiken die belegen, dass Frauen* Männern mental nicht unterlegen sind. Aber ich hoffe der Punkt wird etwas verständlicher. </p>
<h2 dir="auto">Stilmittel</h2>
<p dir="auto">Bestimmte Formulierungen sind sehr einprägsam, jedoch nicht weil sie positive, inklusive vermitteln (Vielmehr stehen sie für das Gegenteil), sondern weil sie sehr oft wiederholt werden. Es ist quasi unmöglich, sie sich nicht zu merken. Ähnlich dazu werden zur Veranschaulichung immer die selben Beispiele herangezogen, sodass die grundliegenden Annahmen über Menschen verinnerlich werden. Es ist eine bewusste Anstrengung nötig, um sich auch beim zehnten Lesen des selben Konzeptes noch einmal bewusst zu machen an welchen Stellen die Logik bricht und welche falschen Annahmen dahinter stehen, bzw. zu welchen Konsequenzen ein solches Weltbild führen würde. Ich habe mich bewusst dazu entschieden das Buch zu lesen um es zu analysieren und basierend darauf Strategien zum Umgang mit RechtsextremistInnen zu entwickeln. Doch Menschen, welche zufällig auf ein solches Buch stoßen und demnach nicht darauf vorbereitet sind, könnten in einen Strudel gezogen werden. Ebenso kann Berichterstattung in Nachrichten oder Ähnlichem Argumentationen reproduzieren, und falls nicht ausdrücklich genug auf die Widersprüche hingewiesen wird könnte dies auch die Verinnerlichung eben dieser Argumentationen fördern.</p>
<p dir="auto">In dem Podcast “Terrorismus - Strategie des Schreckens” des BPB wird eine Folge der Berichtserstattung über Terroranschläge gewidmet. Das Widerholen der Botschaften der TäterInnen sollt aufs nötigste beschränkt und zu emotionsgetriebene Berichte vermieden werden. Selbstverständlich sind TerroristInnen und Nazis nicht per se gleichzusetzen, und das ist an dieser Stelle auch nicht meine Intention. Vielmehr denke ich, dass die Ansätze zur Berichtserstattung auch bei menschenverachtenden Ideologien angewandt werden können. Aus diesem Grund beschränke ich konkrete aus dem Buch auf das absolute Minimum und nenne den Buchtitel sowie Autor nicht - um keine zusätzliche Aufmerksamkeit zu generieren. Bei Interesse kann ich die Angaben jedoch privat hergeben!</p>
<h2 dir="auto">Andere politische Kontexte</h2>
<p dir="auto">Nachdem mir das Manipulationspotential rechtsextremer Medien bewusst geworden ist, fange ich natürlich an auch meine Informationsquellen zu hinterfragen. Insbesondere geht es an die philosophische Frage, ob es jemals möglich sein wird objektiv zu urteilen. Denn jede Berichterstattung beinhaltet zumindest zu Teilen die Meinung des/der VerfasserIn. Und durch die Filterblasen bekommen wir niemals das ganze Bild zu sehen.
Zu diesen Themen habe ich noch nichts schlaues zu sagen, und vermutlich werde ich auch niemals sicher herausstellen können zu welchen Zeitpunkten in meinem Leben ich manipuliert wurde. Trotzdem möchte ich aus dieser Erfahrung verschiedene manipulative Stilmittel mitnehmen um diese Erkennen, Aufzeigen und in eigenen Texten Vermeiden zu können.</p>
<p dir="auto">Lass Deinen Gedanken zum Thema freien Lauf, ich freue mich immer über Ansätze die mir noch nicht eingefallen sind!
Und danke, dass Du den doch etwas länger gewordenen Text bis hier hin gelesen hast!</p>
]]><![CDATA[Hast du mal eben eine Utopie für mich?]]>https://fediverse.blog/~/UtopieTRUme/Hast%20du%20mal%20eben%20eine%20Utopie%20für%20mich%3F/2022-11-05T14:10:58.368938+00:00basic-alisahttps://fediverse.blog/@/basic-alisa/2022-11-05T14:10:58.368938+00:00<![CDATA[<p dir="auto">Die Krisen häufen sich. Gerade als wir die Corona-Krise unter Kontrolle glaubten (ein Trugschluss wohlgemerkt), steht der Ukrainekrieg vor der Türe. Zusätzlich schießt die Inflationsrate in die Höhe, sodass Millionen von Menschen hungern und frieren müssen. Burnouts nehmen zu, die mentale Gesundheit verschlechtert sich sowieso zunehmend. SchülerInnen fühlen sich unvorbereitet auf Ihre Zukunft, ArbeiterInnen stellen sich darauf ein ohne Rente überleben zu müssen und RentnerInnen werden immer weiter ausgegrenzt. Unterstrichen wird all dies von der schon Jahrzehnte andauernden Klimakriese. Betrachtet man dieses Wrack einer Gesellschaft wird schnell klar: wir müssen etwas ändern. Und das bald.
Obwohl das eine wertvolle Erkenntnis ist, bringt sie uns leider überhaupt nicht weiter. Denn was genau geändert werden muss, und wie es geändert werden sollte bleibt unklar. Genau diesem Problem schaffen Utopien Abhilfe. Zunächst jedoch sollte festgelegt werden, was genau eine Utopie denn ist.</p>
<p dir="auto">Das Wort Utopie setzt sich zusammen aus dem griechischen “ou” = nicht und “tòpos” = Ort, eine Utopie ist also ein Nichtort. Dennoch stellten sich SeefahrerInnen vor schon vor hunderten Jahren vor, sie könnten Utopia finden, wenn sie nur lange genug suchten. Dank unseren Satteliten wissen wir heutzutage, dass es keine unentdeckte Insel gibt auf der alle Probleme vergessen sind. Wir können nicht mal eben in die Utopie rüber segeln. Vielmehr ist die Vorstellung der Utopie zu ihrer früheren Bedeutung zurückgekehrt: Die Utopie ist kein Ort, sondern eine Vorstellung von einer idealen, perfekten Welt. Das wichtigste ist, dass einer Utopie der Weg dorthin egal ist. Sie beschreibt den Ist-Zustand in der Zukunft (oder einem Paralleluniversum, oder oder oder) und blendet unsere erlebte Realität aus. Der Duden definiert eine Utopie als “undurchführbar erscheinender Plan; Idee ohne reale Grundlage”.</p>
<p dir="auto">Ein logischer Denkschluss könnte es nun sein, Utopien als nutzlos abzustempeln, in eine mentale Schublade zu stecken und diese nie wieder zu öffnen. Schließlich haben wir genügend andere Probleme und können uns nicht noch zusätzlich um eine hypothetische Utopie kümmern. Genau dieses Verhalten konnte ich zumindest immer häufiger beobachten - Menschen wollen konkrete Lösungen, keine realitätsfernen Spielereien. Allerdings wird häufig übersehen, dass eben diese kritisierte realitätsferne der Utopien auch ihre Stärke ist. Denn sie zeigen uns, wo wir hin wollen. Sie malt unser Ziel und schafft Hoffnung. Sie gibt uns etwas, an dem wir uns festhalten können und für das wir eintreten können. Die Kreativität wird weitaus mehr angeregt, wenn wir für etwas (die Utopie) sind, als wenn wir bloß gegen etwas (das System) sind. Außerdem können spannende Konzepte entstehen, wenn wir die Realität kurz ausblenden - wer hätte vor hundert Jahren gedacht, dass wir mal Flugzeuge bauen können? Ein paar Träumer träumten vom Fliegen, die Umsetzung folgte später.</p>
<p dir="auto">Eine Utopie zu haben kann auch einige ganz konkrete Vorteile haben. Je spezifischer diese Utopie ist, desto bedeutender werden diese. Einerseits kann die Utopie mit unserer Lebensrealität verglichen werden. Ähnlichkeiten und Unterschiede werden herausgestellt, und wir sehen konkrete Angriffspunkte für Maßnahmen. Andererseits können wir uns in Entscheidungssituationen in die utopische Welt hineinversetzen und so entscheiden, als ob wir bereits in der Utopie leben. Dadurch ebnen wir nicht nur den Weg hin zur Utopie und schaffen nachhaltig ein Umdenken in der Gesellschaft, sondern schaffen auch immer mehr kleine Utopien im aktuellen System. An diesen können wir erproben, ob utopische Konzepte wirklich so funktionieren wie wir sie sie uns vorstellen. Gegebenenfalls müssen wir unsere Utopie dann ein wenig abändern, weil wir ein entscheidendes Detail übersehen haben oder ein tolles Konzept noch gar nicht in Betracht gezogen haben.</p>
<p dir="auto">Schlussendlich sind Utopien also doch bloß Mittel zum Zweck - Orientierungspunkte um Entscheidungen treffen zu können die uns einem Ziel näher bringen. Vielleicht werden wir die Utopie nie erreichen, genau so wie 0.9999999999… niemals 1 wird, aber wir können immer näher ran kommen. Und allein die Aussicht auf einen Hoffnungsschimmer am Ende des Tunnels sollte doch Grund genug sein, eine Utopie zu schaffen. Deshalb möchte ich alle LeserInnen herzlich dazu einladen, gemeinsam eine Utopie zu schaffen. Inspiriert durch http://www.seesharppress.com/utopia.html möchte ich mich an Fragen entlang hangeln und das Bild einer befreiteren, friedlicheren und gerechteren Gesellschaft zeichnen. Ich freue mich auf alle Debatten, die im Zuge dessen entstehen werden. Hoffentlich kommen wir Schritt für Schritt einer ausgeklügelten Utopie näher und möglicherweise können wir uns sogar auf einige Aspekte einigen und gemeinsam auf die Umsetzung dieser Hinarbeiten!</p>
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