Ein S-Bahnnetz für OWL

Warum überhaupt eine S-Bahn?

Alle Apelle, statt dem Auto den ÖPNV zu verwenden, nutzen nichts, wenn das ÖPNV-Angebot schlecht und unzuverlässig ist. Dazu gehören vor allem ein schneller und pünktlicher Takt, gute Umstiegsmöglichkeiten und viele Haltestellen.

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Es entstehen 60 neue Haltepunkte in ganz Ostwestfalen-Lippe und sechs Linien, die die heutigen Regionalbahnen ersetzen. Der Takt für alle Linien wird auf 30 Minuten festgelegt und kann später auf 20 Minuten gesenkt werden. Da das Netz zum Großteil eingleisig und nicht elektrifiziert ist, sind viele Infrastrukturmaßnahmen notwendig. Die größte Maßnahme wird der Bielefelder Citytunnel zwischen Brackwede, Schildesche und dem ehemaligen Containerbahnhof.

Bahnstrecken und Ausbau

Das ländlich geprägte Ostwestfalen hat einige Bahnstrecken, viele davon sind nur eingleisig und nicht elektrifiziert. Darüber hinaus gibt es das Potential, stillgelegte Strecken wieder zu reaktivieren, was teilweise auch schon geplant ist. Für einen S-Bahnbetrieb mit 30- oder gar 20-Minuten-Takt, sind allerdings die wenigsten Strecken geeignet. Im Zuge eines Ausbaus sollten auch zusätzliche Haltepunkte in Betracht gezogen werden. Bahnübergänge sollten konsequent zurückgebaut und durch Brücken oder Unterführungen ersetzt werden. Wo ein durchgängiger zweigleisiger Ausbau nicht möglich ist, sollten Begegnungsabstände so geplant werden, dass in Zukunft ohne größere Anpassungen ein 20-Minutentakt realisiert werden kann. Der Großteil der Strecken sollte elektrifiziert werden. Es bieten sich auch Hybridlösungen mit Batterien an, um beispielsweise einen letzten nicht elektrifizierten Abschnitt zu bewältigen.

Hamm-Minden

Die Bahnstrecke Hamm-Minden ist durchgängig viergleisig und elektrfiziert und wird neben Nahverkehr auch vom Fernverkehr und Güterverkehr befahren. Neue Haltepunkte könnten sein:

  • Rheda-Ost
  • Gütersloh-West
  • Gütersloh-Nordhorn
  • Bielefeld-Ummeln
  • Bielefeld-Johannistal (Citytunnel)
  • Bielefeld-Mitte/Jahnplatz (Citytunnel)
  • Bielefeld-Schildesche
  • Herford-Süd
  • Herford-Nord
  • Löhne-Ort
  • Gohfeld
  • Rehme
  • Vennebeck
  • Holzhausen
  • Neesen
  • Minden-Dankersen

Bielefeld-Hameln (Begatalbahn)

Die Begatalbahn führt heute von Bielefeld bis nach Lemgo-Lüttfeld. Der restliche Streckenabschnitt in Richtung Hameln ist derzeit bis Barntrup nicht befahrbar oder bereits abgebaut. Die Strecke ist eingleisig und nicht elektrifiziert. Eine Elektrifizierung bis Lage ist immer mal wieder in der Überlegung. Um die Leistungsfähigkeit zu erhöhen, könnte die Strecke auch zweigleisig ausgebaut werden. Im Stadtgebiet von Bielefeld ist dafür durchaus Platz vorhanden, da die Bahntrasse direkt neben der ehemals geplanten A45 liegt. Da diese nicht gebaut wird, könnten die freigehalten Flächen für den Ausbau der Begatalbahn verwendet werden. Somit wäre die Strecke zumindestens bis Bielefeld-Hillegossen zweigleisig. Auch im weiteren Verlauf sollte die Strecke zweigleisig ausgebaut werden. Außerhalb der Ortschaften scheint das auf den ersten Blick problemlos möglich, innerhalb von Ortschaften befinden sich nahe an der Trasse Häuser. Hier wird die Bahnstrecke wahrscheinlich für immer eingleisig bleiben, was aber nicht besonders schlimm ist, da es genügend Möglichkeiten gibt, um lange zweigleisige Begegnungsabbschnitte zu bauen. Neue Haltepunkte könnten sein:

  • Bielefeld Eckendorfer Straße (Citytunnel)
  • Bielefeld Westfalen-Kolleg
  • Bielefeld-Hillegossen
  • Lage-West (als Keilbahnhof mit Lippischer Bahn)
  • Lage-Ost

Paderborn-Bielefeld (Sennebahn)

Die Sennebahn ist ebenfalls nur eingleisig und nicht elektrifiziert. Ein zweigleisiger Ausbau ist auf Grund der Bebauung ebenfalls schwierig. Mögliche neue Haltepunkte könnten sein:

  • Brackwede-Süd
  • Dalbke
  • Grauthoffsiedlung
  • Schloß Holte Süd
  • Paderborn-HNF

Osnabrück-Brackwede (Haller Willem)

Besser sieht es auf der Strecke Osnabrück-Brackwede aus, die ebenfalls nur eingleisig und nicht elektrifiziert ist. Bei einem ersten Blick in die Karte scheint der Abstand zu Gebäuden größer. Ein neuer Haltepunkt könnte Halle-Gärtnisch sein.

Bassum-Herford

Die eingleisige Bahnstrecke Bassum-Herford führt heute von Rahden über Bünde nach Herford. Der Abschnitt zwischen Bünde ist elektrifiziert und verwendet zwischen Bünde und Kirchlengern die Gleise der Strecke Löhne-Rheine. Der Streckenteil nördlich von Rahden wird derzeit nur für Museumsfahrten benutzt. Neue Haltepunkte könnten sein:

  • Espelkamp Nord
  • Gestringen
  • Spradow

Herford-Himmighausen (Lippische Bahn)

Diese Bahnstrecke ist zwar nur eingleisig, aber bereits elektrifiziert. Neue Haltepunkte könnten sein:

  • Herford Altstädter Feldmark
  • Herford-Friedenstal
  • Holzhausen
  • Waddenhausen
  • Lage-West (als Keilbahnhof mit Begatalbahn)
  • Heidenoldendorf
  • Detmold-West
  • Remmighausen
  • Horn-Bad-Meinberg Süd

Ibbenbüren-Hövelhof (TWE)

Die Bahnstrecke Ibbenbüren-Hövelhof ist nicht im Besitz der DB, sondern der Teutoburger-Wald-Eisenbahn. Derzeit wird eine Reaktivierung für den SPNV von Versmold bis Verl mit zehn Haltepunkten geplant. Die neuen sind hier aufgeführt:

  • Versmold
  • Harsewinkel
  • Marienfeld
  • Blankenhagen
  • Gütersloh Carl-Miele-Straße
  • Gütersloh Auf der Haar
  • Spexard
  • Verl Eiserstraße
  • Verl Wird die Strecke bis Hövelhof reaktiviert, kommen noch folgende Haltepunkte dazu:
  • Bornholte
  • Kaunitz

Elze-Löhne (Weserbahn)

Die ehemals zweigleisige Strecke Elze-Löhne wurde in den 1990ern und 2000ern auf ein Gleis zurückgebaut und verbindet Löhne mit Elze über Hameln. Wird die Strecke für einen S-Bahn-Betrieb nach Hameln ertüchtigt, könnten folgende Haltepunkte entstehen:

  • Veltheim
  • Eisbergen
  • Fischbeck
  • Hameln Nordwest

Paderborn-Brilon (Almetalbahn)

Die Almetalbahn ist eine stillgelegte und zum Teil bereits abgebaute, aber noch nicht entwidmete Bahnstrecke zwischen Paderborn und Brilon. Es gibt Bestrebungen, die Strecke zwischen Paderborn und Büren zu reaktivieren. Theoretisch könnte auch der Flughafen Paderborn/Lippstadt angebunden werden, wenn die Trasse verlegt wird, aber den wollen wir ja eigentlich loswerden. Es könnten folgende Haltepunkte entstehen:

  • Paderborn Frankfurter Weg
  • Wewer
  • Borchen
  • Alfen
  • Niederntudorf
  • Wewelsburg
  • Ahden
  • Brenken
  • Büren

Citytunnel Bielefeld

Der Citytunnel Bielefeld ist wahrscheinlich das ambitionierteste und teuerste Projekt bei der S-Bahn OWL. Der zweigleisige Tunnel soll von Brackwede Gbf. (Höhe Eggeweg) durch die Bielefelder Innenstadt führen. Unter dem Bahnhofsvorplatz entsteht ein unterirdischer S-Bahnhof Von dort führt er parallel zur Bahnstrecke Hamm-Minden weiter in Richtung Schildesche, wo er zwischen Schillerstraße und Jöllheide endet und die S-Bahnen wieder die Strecke Hamm-Minden benutzen. Kurz hinter dem Hauptbahnhof zweigt eine zweite Tunnelstrecke in Richtung Bielefelder Osten ab, die für die S-Bahnen von Bielefeld in Richtung Lage verwendet wird. Das Tunnelportal könnte entweder schon im Bereich des alten Containerbahnhofs sein oder im Bereich der Meisenstraße. Letztere Variante ist natürlich wesentlich teurer, da der Tunnel deutlich länger wird. Der Citytunnel entlastet dabei nicht nur den Bielefelder Hauptbahnhof, sondern durch seine Führung durch die Innenstadt auch die Stadtbahn, deren Kapazitäten im Innenstadtbereich seit Jahren schon an den Grenzen sind. Die neuen Haltepunkte sind hier nicht nocheinmal aufgeführt, da sie bereits erwähnt wurden.

Linien

Alle Linien sollen zunächst im 30-Minutentakt fahren. Dadurch, dass die Linien S1, S2, S3 und S7 zwischen Brackwede und Hauptbahnhof dieselbe Strecke befahren, ergibt sich dort ein Takt von etwa 7,5 Minuten. Zwischen Rheda-Wiedenbrück und Bielefeld kommt es zu einem Takt von 15 Minuten, der durch die zukünftigen RRX-Linien 4 und 6 ergänzt werden, die aber nicht durch den Citytunnel fahren. Zwischen Bielefeld und Herford verkehren drei Linien (S1, S3 und S7). S7 ist eine Besonderheit, da sie aus dem Bereich der zukünftigen S-Bahn Münsterland kommt und von Bielefeld nach Minden verlängert wird. Für S6 existieren noch keine Pläne. Nachfolgend sind einmal die Ideen der einzelnen Linien aufgeführt. In Klammern aufgeführte Orte sind mögliche Erweiterungen.

S1: Paderborn – Rahden

Die Linie S1 führt von Paderborn über die Sennebahn, Brackwede, durch den Citytunnel über Herford und Bünde nach Rahden. Alternativ könnte sie auch in Lippstadt beginnen, um zusätzlich das westliche Paderborner Umland zu erschließen.

S2: Halle (Westf.) – Lemgo

S2 beginnt in Halle (Westf.), verläuft über Brackwede und den Citytunnel zum Tunnelausgaung der Begatalbahn und fährt über Lage nach Lemgo. Alternativ könnte sie auch schon in Osnabrück beginnen und sobald die Strecke nach Barntrup reaktiviert wurde, dort enden.

S3: Hamm – Hameln

S3 verbindet Hamm mit Hameln über Bielefeld, Herford und Vlotho durch den Bielefelder Citytunnel. Ergänzt werden sie zwischen Hamm und Bielefeld, bzw. Minden durch den RRX4 und RRX6, die nicht durch den Citytunnel fahren.

S4: Osnabrück – Paderborn

S4 bietet eine direkte Verbindung zwischen Osnabrück und Paderborn unter Umgehung von Bielefeld über Bünde, Herford und Detmold.

S5: Versmold – Paderborn

Die Linie S5 führt ebenfalls nicht über Bielefeld, Sie beginnt in Versmold und führt über Gütersloh und Verl nach Paderborn. Wird die Strecke über Versmold hinaus nach Ibbenbüren reaktiviert, so könnte diese auch dort beginnen. Das gleiche gilt für die Almetalbahn. Wird der Streckenabschnitt nach Büren reaktiviert, bietet es sich an, den Endpunkt dorthin zu verlängern.

S7: Münster – Minden (S-Bahn Münsterland)

Die S7 ist eine Verlängerung der geplanten S7 der S-Bahn Münsterland über Bielefeld nach Minden hinaus. Sie fährt von Münster über Warendorf, den Bielefelder Citytunnel, Herford und Minden. Auch eine Verlängerung nach Nienburg wäre möglich.

Ausblick

Eines ist sicher: Günstig wird das Vorhaben nicht und neben dem Großprojekt Citytunnel sind viele kleine Einzelmaßnahmen notwendig. Einige werden schon angedacht, wie die Reaktivierung von Teilstrecken, Elektrifizierung, Beseitigung von Bahnübergängen oder der Bau von mehr Begegnungsabschnitten. So könnte die S-Bahn OWL Schritt für Schritt eingeführt werden. Eine geplante Neubaustrecke Bielefeld-Hannover für den Fernverkehr würde ebenfalls der S-Bahn zugute kommen, da so Trassenkapazitäten nördlich von Bielefeld frei würden. Das hier soll nur einen groben Überblick bieten, was möglich wäre, wenn der politische Wille und das Geld da wären. Ich kam bisher auch noch nicht dazu, Netzgrafiken zu entwerfen, vielleicht folgen die in den nächsten Wochen noch.