Gedanken zum ÖPNV-Ausbau für Bielefeld

Aktueller Plan

Das Stadtbahnnetz in Bielefeld besteht aus vier Linien, wobei alle Linien den gemeinsamen Innenstadttunnel mit den Stationen Hauptbahnhof, Jahnplatz und Rathaus verwenden. Tagsüber besteht auf allen Linien ein Takt von zehn Minuten, von Montag bis Freitag zwischen 7:00 und 8:00 Uhr von fünf Minuten, abends und an Sonn- und Feiertagen von 15 Minuten. Die Linien erstrecken sich über folgende Stadtgebiete:

  • Linie 1: Schildesche – Senne
  • Linie 2: Altenhagen – Sieker
  • Linie 3: Babenhausen Süd – Stieghorst
  • Linie 4: Lohmannshof – Rathaus (ab November Dürkopp Tor 6)

In Folge einer angestrebten Verkehrswende in Bielefeld, muss der ÖPNV und somit auch die Stadtbahn erheblich ausgebaut werden. Der zweigleisige Innenstadttunnel ist allerdings schon jetzt überlastet, sodass dort ohne Ausbau keinen neuen Linien verkehren können oder ein dichterer Takt möglich wäre. Es müssen also andere Lösungen gefunden werden. Verschiedene Ideen, auch wenn diese utopisch sind, will ich hier vorstellen. Geld spielt keine Rolle, das gibts in meiner Utopie sowieso nicht. Das hier soll kein fertiger Plan sein, sondern eher eine Diskussionsgrundlage, was so alles möglich wäre.

Geplante Erweiterungen Stadtbahn

Natürlich wird die Stadtbahn auch so stetig ausgebaut. Die letzte größere Erweiterung war die Verlängerung der Linie 2 von Milse bis Altenhagen und vor ein paar Monaten ging die neue Endhaltestelle der Linie 4, Dürkopp Tor 6, in Betrieb, die allerdings derzeit als Endhaltestelle für die Linie 3 aus Richtung Babenhausen Süd dient, da die August-Bebel-Straße und die Oelmühlenstraße derzeit gesperrt ist. Konkret in Planung ist die Verlängerung der Linie 1 von Senne bis Sennestadt. Diese soll irgendwann vor 2030 in Betrieb gehen. Auch geplant ist die Verlängerung der Linie 2 von Sieker bis Hillegossen, alternativ soll die Linie 3 von Stieghorst bis Hillegossen verlängert werden. Desweiteren soll die Linie 4 vom Lohmannshof am Campus Nord vorbei bis zur Dürerstraße verlängert werden. Dort soll unter anderem der FH- und Unicampus erweitert und ein neues Wohngebiet gebaut werden. Das alles ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Es werden zwar mehr Menschen an die Stadtbahn angebunden und betriebliche Abläufe verbessert, die Kapazität erhöht sich dadurch jedoch nicht.

Wunscherweiterungen und neue Stadtbahnlinien

Meine Wunscherweiterungen basieren einerseits aus jahrzehntealten Ideen, wie der Verlängerung der Linie 3 nach Jöllenbeck oder der Linie 5 über den Jahnplatz nach Heepen, es sind aber auch völlig neue Linien und Verlängerungen dabei. Wissenschaftliche Untersuchungen gibts dazu nicht, ich kann auch nicht einschätzen wie sinnvoll das alles ist und ob das überhaupt technisch machbar ist. Ebenso wenig hab ich Ideen, wo überall Haltestellen sinnvoll wären.

Linie 1: Obersee – Vilsendorf – Brake – Stedefreund

Ab der derzeitigen Endhaltestelle Schildesche könnte die Linie 1 über die Engersche Straße nach Vilsendorf und dann über die Straße “Blackenfeld” nach Brake und Stedefreund verlängert werden.

Linie 2: Altenhagen (Mitte) und Detmolder Straße – Ubbeddissen

Die Linie 2 endet derzeit in Altenhagen, die Haltestelle ist aber noch ein ganzes Stück von Altenhagen entfert. Warum nicht bis in die Ortsmitte verlängern? In der anderen Richtung ist geplant, die Trasse weiter über die Detmolder Straße bis nach Hillegossen zu verlängern. Die Trasse könnte auch noch weiter verlängert werden bis nach Ubbedissen.

Linie 3: Theesen – Jöllenbeck – Pödinghausen und Detmolder Straße?

Die Verlängerung der Linie 3 von Babenhausen Süd über Theesen nach Jöllenbeck ist schon länger in der Diskussion, wird derzeit allerdings wegen fehlender Rentabilität nicht realisiert. Ist die Stadtbahn erstmal in Jöllenbeck, kann sie über die Eickumer Straße und L855 bis nach Pödinghausen verlängert werden. Am anderen Ende könnte sie, parallel zur verlängerten Linie 2, am Friedhof Stieghorst vorbei, ein Stück über den Ostring und über die Dingerdisser Straße bis nach Dingerdissen fahren.

Linie 4: Dürer Straße – Babenhausen Süd

Die Idee für dieses Teilstück gibt es auch schon und ist der Lückenschluss zwischen der Linie 4 und der Linie 3.

Linie 5: Heepen – Jahnplatz – Ummeln

Mein Vorschlag für eine neue Linie 5 knüpft an die leider gescheiterte Bürgerbefragung zur Linie 5 nach Heepen an. Diese soll am Ostring Kreuzung K1 beginnen, über Heepen und die Radrennbahn führen, schließlich durch die Bleichstraße zwischen Wiesenbad und Ravensberger Park verlaufen und als nächstes oberirdisch über den Kesselbrink führen. Ab der Obernstraße nutzt sie die Gleise der Linie 1 mit. Hinter der Haltestelle Brackwede Bahnhof trennen sich ihre Wege wieder und die Linie 5 unterquert die DB-Gleise, fährt die Brockhagener Straße entlang unter der Autobahn durch, wo sie an der Kreuzung Umlostraße nach Ummeln abbiegt und über die Straße Am Speksel vor der Kreuzung Steinhagener Straße endet. Alternativ zur oberirdischen Führung über den Jahnplatz könnte auch ein zweiter Tunnel unter dem bisherigen Tunnel gebaut werden. Der Tunnel würde am Oberntorwall zwischen Obernstraße und Klosterstraße beginnen und in der Friedrich-Verleger-Straße am Kesselbrink enden. Die Parkplätze auf dieser Seite des Kesselbrinks würden entfallen. Vorteile eines zweiten Tunnels unter dem Jahnplatz wären, dass so langfristig der Jahnplatz nicht nur frei von Autos wäre, sondern auch frei von Stadtbahnen.

Linie 6: Steinhagen – Quelle – Brackwede – Friedrichsdorf

Quelle verfügt zwar über zwei Bahnhöfe, der Ort selbst ist aber schlecht angebunden. Eine neue Stadtbahnlinie 6 könnte hier Abhilfe schaffen. Diese würde in Steinhagen an der Kreuzung beginnen, Mozartstraße – Bielefelder Straße beginnen, über die Mozartstraße, Landshof und Lange Straße Steinhagen verlassen, anschließend die Autobahn überqueren, irgendwie über die DB-Gleise kommen und der Carl-Severing-Straße durch Quelle folgen. Die Bahnstrecke Hamm-Minden wird durch einen kurzen Tunnel unterquert und die Trasse mündet in der Linie 1. Bis Brackwede Kirche benutzt die Linie 6 die Gleise der Linie 1 mit, an der Senner Straße zweigt sie wieder ab und folgt ihr bis nach Windflöte, verläuft über die Lippstädter Straße nach Friedrichsdorf und endet dort mitten im Ort.

Linie 7: Werther – Großdornberg – Schildesche – Baumheide – Heepen – Oldentrup – Catterick Barracks

Auch die Idee einer Stadtbahn nach Werther ist nicht ganz neu. Die bisherige Idee ist allerdings, die Linie 4 vom Lohmannshof über Dornberg dorthin zu verlängern. Mein Vorschlag würde einige Menschen mehr anbinden und eine Halbringbahn um Bielefeld herum schaffen. Kaum jemand wird wohl die gesamte Linie befahren, sie würde allerdings verschiedene äußere Gebiete direkter miteinander verbinden. Beginnen würde sie im Industriegebiet in Werther, durch den Ortskern führen und anschließend der Bielefelder Straße bis zur Babenhauser Straße folgen. Ab dort folgt sie der Babenhauser Straße bis sie auf die verlängerte Linie 3 stößt, benutzt dort ein Stück bis Babenhausen Süd, wo ein neuer Knoten zusammen mit der Linie 4 entsteht. Anschließend geht es über die Westerfeldstraße nach Schildesche, wo sie auf die Linie 1 trifft, am Obersee entlang, über die Talbrückenstraße, kreuzt die Linie 2 und fährt über die Vogteistraße nach Heepen in den Ortskern. Dort kreuzt sie die neue Linie 5 und fährt über die Potsdamer Straße und Stieghorster Straße nach Stieghorst, wo sie die Linie 3 kreuzt. Danach gehts noch ein Stück weiter bis zu den Catterick Barracks, wo sie nach einer Kreuzung mit der Linie 2 mitten im neuen Quartier endet. Dort gibt es auch einen Übergang zur Seilbahn (siehe später).

Betriebliche Folgen des Ausbaus

Neben der allgemeinen Verbreitung der Stadtbahn in die Fläche hätten die Utopie-Ausbauen auch einige betriebliche Vorteile und Taktverbesserungen. So können bei Bauarbeiten oder Störungen Bahnen über die Halbringbahn umgeleitet werden, was zwar Fahrzeitverlängerungen und Haltausfälle mit sich bringt, die äußeren Bezirke aber trotzdem nicht abschneidet. Zwischen Brackwede Kirche und Jahnplatz würde außerdem ein 5 Minuten Takt entstehen, einmal wie bisher über die Linie 1 und ein weiteres mal über die Linie 6 mit Umstieg in Brackwede Bahnhof in die Linie 5. Dazu müsste allerdings die Haltestelle verlegt werden und ich weiß gerade auch nicht genau wie das gehen soll, damit alle Linien angebunden sind. Oder man fährt bis zur Gaswerkstraße weiter und steigt dort um. Hier wäre dann ein Hochbahnsteig in Mittellage optimal zum Umsteigen.

Seilbahn über Teutoburger Wald

Vor ein paar Jahren hatte MoBiel als Aprilscherz den Bau eines Stadtbahntunnels durch den Teutoburger Wald verkündet, um die Linien 1 und 2 miteinander zu verbinden. Das wäre praktisch die Weiterführung der Linie 7 bis nach Senne. Als kostengünstigere Alternative könnte eine Seilbahn über den Teutoburger Wald führen. Die Endpunkte wären dabei die Catterick Barracks (Endhaltestelle Linie 7) und eine Haltestelle der verlängerten Linie 1 in Buschkamp an der Kreuzung Osningstraße – Paderborner Straße.

Ausbau Innenstadttunnel auf vier Gleise

Der Innenstadttunnel ist voll, ein höherer Taktverkehr ist nicht wirklich möglich. Morgens, wenn ein Takt von fünf Minuten herrscht, staut es sich im Tunnel. Um perspektivisch einen höheren Taktverkehr zu ermöglichen, muss der Tunnel also ausgebaut werden. Im Hauptbahnhof ist er von Anfang an viergleisig (Linie 2 in Richtung Sieker und Linie 1 in Richtung Senne auf -2, alle anderen Linien und Richtungen auf -1), dort müssen eventuell nur Weichen angepasst werden, aber so genau kenn ich das Tunnelsystem auch nicht. Von dort muss allerdings bis zum Rathaus gebuddelt werden. Zum Jahnplatz hab ich noch keine konkrete Ideen, das wird sehr schwierig, ohne da den ganzen Betrieb lahmzulegen. Am Rathaus müssten die beiden Autofahrspuren auf dem Niederwall geopfert werden und leider auch die Bäume. Die Brunnenstraße wird zu einer Einbahnstraße. Auf der westlichen Seite könnte die Autofahrspur auf die jetzigen Parkflächen verlegt werden, dann wäre weiterhin eine Zufahrt für Rettungswagen frei.

Park and Ride

Natürlich wird es auch immer Menschen geben, die auf Individualverkehr angewiesen sind. Das betrifft vor allem Menschen auf dem Land ohne (gute) ÖPNV-Anbindung und zum anderen Menschen mit Beeinträchtigungen, sei es durch Alter, Krankheit oder sonstige Gründe. Für letztere habe ich leider noch keine Ideen. Für erstere könnten, um den Individualverkehr in der Stadt zu reduzieren, große Parkhäuser an Endhaltestellen und in Autobahnnähe entstehen, sodass ein bequemer Wechsel zwischen PKW und Stadtbahn möglich ist. Gleichzeitig müssen aber auch die Parkgebühren in der Innenstadt steigen, damit sich der Umstieg auch lohnt. Bis wir in einer Utopie mit kostenlosem ÖPNV leben, könnte das ÖPNV-Ticket auch in den Parkgebühren der großen Park & Ride Parkhäuser enthalten sein.

Linienplan

Hier ist ein grober Plan, wie das Liniennetz mal aussehen könnte:

Zielstadtbahnnetz Bielefeld

Güterverkehr auf der Stadtbahn

Nachts fährt kaum ein Mensch mit der Stadtbahn, warum die Stadtbahn also nicht dann dafür benutzen, um den Großteil des lästigen Lieferverkehrs aus der Stadt rauszubekommen? An der Autobahnanschlussstelle Ostwestfalen/Lippe könnte ein Logistikumschlagplatz im bestehenden Industriegebiet entstehen und dieses könnte mit der Linie 2 verknüpft werden. Kurz vor dem Stadtbahntunnel geht es dann eingleisig über die Eckendorfer Straße zum alten stillgelegten Güterbahnhof. Von dort gehts dann per Lastenrad bis zum Ziel. Nachts kann alternativ auch direkt bis in die Innenstadt geliefert werden. Das geplante Fahrradparkhaus in der Jahnplatzpassage könnte um ein Logistikzentrum erweitert werden, sodass nachts über angeliefert wird und erst tagsüber das Ziel erreicht wird. Problematisch könnte dabei sein, dass Mobiel die Tunnel teilweise zum Parken der Stadtbahnen benutzt.

S-Bahn OWL

Um das Umland besser an Bielefeld anzubinden, wird eine S-Bahn mit zwei Linien im 20-Minuten-Takt eingerichtet. Sie führen von Halle nach Herford und von Schloß Halte nach Lage, perspektivisch nach Detmold oder Lemgo. Im Innenstadtbereich wird dazu ein neuer Haltepunkt eingerichtet, z.B. auf der Höhe Klosterstraße. Zwischen Brackwede und Hauptbahnhof entsteht so ein 10-Minuten-Takt, durch die S-Bahn. Da der RRX zukünftig auch in Brackwede halten soll und zusätzlich auch noch andere Regionalbahnen (z.B. nach Münster über Warendorfer Bahn), ergibt sich sogar ein noch höherer Takt. Auch wenn schon die Strecke zwischen Brackwede und Bielefeld Hbf viergleisig ausgebaut ist, müssen eventuell zusätzliche S-Bahn-Gleise gebaut werden, vor allem im Hinblick auf eine Erhöhung der Anzahl der Fernverkehrszüge durch den Deutschlandtakt.

S1 Halle (Westf.) – Herford

Die S1 beginnt in Halle, führt über Brackwede und Bielefeld Hbf und endet in Herford. Da die Strecke zwischen Halle und Brackwede nur eingleisig und nicht elektrifiziert ist, muss sie dafür ausgebaut werden. Ab dazu neue Begegnungsstellen ausreichen oder es sinnvoller ist, die gesamte Strecke bis Halle zweigleisig auszubauen, muss untersucht werden. Auch eine Elektrifizierung kann sinnvoll sein, dann aber wahrscheinlich nur, wenn auch der restliche Teil bis Osnabrück elektrifiziert wird.

S2 Schloß Holte – Lage (– Detmold / Lemgo)

Ähnlich sieht es auf der S2 aus. Diese beginnt in Schloß Holte auf der Sennebahn, führt über Brackwede nach Bielefeld Hbf und biegt dort auf die Begatalbahn nach Lage ab. Weder die Sennebahn noch die Begatalbahn sind elektrifiziert, beide sind eingleisig. Auf der Begatalbahn könnten die Haltepunkte Meisenstraße (Sieker?) und Hillegossen eingeführt werden, auf der Sennebahn Brackwede-Süd (gab es bereits) und Grauthoffsiedlung. Neue Begegnungsabschnitte oder ein zweigleisiger Ausbau müssen geprüft werden. Die S-Bahn könnte aber nicht nur bis nach Lage fahren, sondern auch weiter bis nach Detmold oder Lemgo. Hier könnte ein alternierendes Angebot geschaffen werden: Alle 20 Minuten bis nach Lage, alternierend alle 40 Minuten weiter bis nach Detmold oder Lemgo. So hätte Bielefeld auch eine direkte Verbindung nach Detmold ohne Umstieg. Am Bahnhof Sennestadt könnte auch eines der Park & Ride Parkhäuser/Tiefgaragen entstehen, da es in direkter Autobahnnähe liegt, aber auch nicht mitten im Ort. Es gäbe also dort kaum Verkehrsbelastung für Anwohnende.

Extra: Autofreie Innenstadt

Mir strebt eine komplett autofreie Innenstadt vom Rathaus bis zum Willy-Brandt-Platz vor. Sperrungen für den regulären Verkehr könnten z.B. im Südwesten am Niederwall ab der Nikolaus-Dürkopp-Straße, im Westen die Friedrich-Verleger-Straße ab dem Kesselbrink, im Norden die Herforder Straße ab dem Willy-Brandt-Platz und im Osten der Oberntorwall ab der Elsa-Brändström-Straße sein. Die Straßen, die auf die gesperrten Straßen zulaufen, werden zu Einbahnstraßen.