Umgang mit menschenfeindlichen Medien, Stilmittel und Meinungsmache

CW: Rechtsextremismus, Faschismus, FINTA*-Feindlichkeit

Heute begann ich ein Buch über Anarcho-Faschismus zu lesen. Und als das Buch schon mit einem Hitler-Zitat anfing, war sofort klar dass hier eine schwere Lektüre vorliegt. Jedes Glied in meinem Körper strebe sich dagegen, auch nur ein einziges weiteres Wort zu lesen. Am liebsten hätte ich das Buch (ebook) zugeklickt, die Datei von meinem Laptop entfernt und eine Beschwerdemail an die Webseite über die ich das Buch gefunden habe geschrieben - weshalb ist so etwas zugänglich?!

Letztendlich entschied ich mich dagegen und verbrachte die folgenden Stunden mit dem Lesen des Buches (zumindest den ersten Kapiteln). Der Schreibstil animiert zum Weiterlesen und selbst danach schwirren viele Formulierungen noch in meinem Kopf umher. Dabei waren bisher alle Aussagen des Textes absolut menschenverachtet, irreführend, manipulativ und schlichtauf falsch. Wie konnte das passieren? Dieser Blog soll Einblicke in meine ungeordneten Gedanken zu dem Thema geben und sich anschließend Fragen der korrekten Behandlung rechtsextremer Medien sowie Konsequenzen für andere politische (und möglicherweise apolitische) Texte vorschlagen. Dieser Artikel ist nicht recherchiert und es werden keine wissenschaftlichen Daten herangezogen; es geht ausschließlich um meine persönlichen Gedanken in diesem Moment. Bitte behalte das beim Lesen des Artikels im Hinterkopf und nimm keine Aussagen ohne eigene Hinterfragung und Recherche hin. Vielen Dank fürs Lesen :)

Umgang mit rechtsextremen Menschen und Medien

Nun aber zum Anfang der Geschichte. Wieso zur Hölle lese ich ein Buch über Anarcho-Faschismus? Die Idee entstand vor einer Woche, als ich mich mit Aktivisti in Lützerath (je genau, das Braunkohledorf) über Widersprüche in politischen Theorien unterhielt. Dabei wurde der Begriff Anarcho-Faschismus eingeworfen. Gehört hatten wir alle schon mal davon, doch was genau hinter dieser Kombination gegensätzlicher Ideologien steht wusste niemand. Schließlich hält man sich von allem Faschistischem fern. Just in dem Moment begann jedoch die Neugirde sich bemerkbar zu machen; jene Neugirde, welche jede Wissenslücke schließen möchte. Doch die “rationale” Seite setze sich durch und hielt mich davon ab, zu stark in die rechte Szene abzutauchen. Dazu, wie “rational” dies tatsächlich ist werde ich später noch ein paar Worte verlieren. Das Thema mit der Widersprüchlichen Ideologie kam gestern erneut auf, in einer Debatte über den richtigen Umgang mit Menschen, welche in Verschwörungsideologien oder rechtsextreme Gedankenbilder abgerutscht sind. Wo viele Menschen aus Selbstschutz auf Verstoß und Ignoranz setzen bin ich der Meinung, solche Menschen müssten in der Gesellschaft behalten werden, um sie nachhaltig von Fakten und sozialverträglichen Werten zu überzeugen. In besagtem Buch wurde auch herausgestellt, dass RechtsextremistInnen stark ausgegrenzt werden. Dies wurde als Anlass eigene Medien zu schaffen, als Grundlage für den Aufbau eines Gemeinschaftssinns innerhalb des “wirs”“ und als Hetze gegen “die Anderen” genutzt. Wenn sich Menschen jedoch abschotten und nur mit Gleichgesinnten umgeben, online als ach offline, wird der Confirmation Bias dann nicht nur verstärkt? Wird der Ausstieg dann nicht unglaublich erschwert, da diese Menschen von keinen anderen, akzeptierteren Meinungen mehr erreicht werden? Andererseits wird dadurch riskiert, dass sich bestimmte Gedankenmuster weiter verbreiten.

Abgeleitet aus der Frage, wie Menschen aus ihren Überzeugungen herausgeholt werden konnten, stellt sich natürlich sofort die Frage ob wir dies tun sollten. Was gibt uns das Recht, zu urteilen dass eine Meinung nicht gerechtfertigt ist und VertereterInnen dieser Meinung “bekehrt” werden sollten? Es ist offensichtlich, dass ich meine Meinung besser finde als andere, ansonsten würde ich sie ja nicht vertreten. Doch anderen Menschen geht es mit ihren Meinungen genau so. Um dies an einem Beispiel zu veranschaulichen: Der Autor des Buches argumentiert für die Unterordnung der Frau unter den Mann. Nach seinen Werten und Annahmen über Menschen ist das die schlüssigste Meinung für ihn. Was gibt mir das Recht, meine Meinung, dass es mehr als zwei Geschlechter geben kann und diese alle gleichgestellt sein sollten, über seine zu stellen? Und woher nehme ich mir das Recht, seine Meinung auch noch ändern zu wollen? Natürlich gibt es hier Statistiken die belegen, dass Frauen* Männern mental nicht unterlegen sind. Aber ich hoffe der Punkt wird etwas verständlicher.

Stilmittel

Bestimmte Formulierungen sind sehr einprägsam, jedoch nicht weil sie positive, inklusive vermitteln (Vielmehr stehen sie für das Gegenteil), sondern weil sie sehr oft wiederholt werden. Es ist quasi unmöglich, sie sich nicht zu merken. Ähnlich dazu werden zur Veranschaulichung immer die selben Beispiele herangezogen, sodass die grundliegenden Annahmen über Menschen verinnerlich werden. Es ist eine bewusste Anstrengung nötig, um sich auch beim zehnten Lesen des selben Konzeptes noch einmal bewusst zu machen an welchen Stellen die Logik bricht und welche falschen Annahmen dahinter stehen, bzw. zu welchen Konsequenzen ein solches Weltbild führen würde. Ich habe mich bewusst dazu entschieden das Buch zu lesen um es zu analysieren und basierend darauf Strategien zum Umgang mit RechtsextremistInnen zu entwickeln. Doch Menschen, welche zufällig auf ein solches Buch stoßen und demnach nicht darauf vorbereitet sind, könnten in einen Strudel gezogen werden. Ebenso kann Berichterstattung in Nachrichten oder Ähnlichem Argumentationen reproduzieren, und falls nicht ausdrücklich genug auf die Widersprüche hingewiesen wird könnte dies auch die Verinnerlichung eben dieser Argumentationen fördern.

In dem Podcast “Terrorismus - Strategie des Schreckens” des BPB wird eine Folge der Berichtserstattung über Terroranschläge gewidmet. Das Widerholen der Botschaften der TäterInnen sollt aufs nötigste beschränkt und zu emotionsgetriebene Berichte vermieden werden. Selbstverständlich sind TerroristInnen und Nazis nicht per se gleichzusetzen, und das ist an dieser Stelle auch nicht meine Intention. Vielmehr denke ich, dass die Ansätze zur Berichtserstattung auch bei menschenverachtenden Ideologien angewandt werden können. Aus diesem Grund beschränke ich konkrete aus dem Buch auf das absolute Minimum und nenne den Buchtitel sowie Autor nicht - um keine zusätzliche Aufmerksamkeit zu generieren. Bei Interesse kann ich die Angaben jedoch privat hergeben!

Andere politische Kontexte

Nachdem mir das Manipulationspotential rechtsextremer Medien bewusst geworden ist, fange ich natürlich an auch meine Informationsquellen zu hinterfragen. Insbesondere geht es an die philosophische Frage, ob es jemals möglich sein wird objektiv zu urteilen. Denn jede Berichterstattung beinhaltet zumindest zu Teilen die Meinung des/der VerfasserIn. Und durch die Filterblasen bekommen wir niemals das ganze Bild zu sehen. Zu diesen Themen habe ich noch nichts schlaues zu sagen, und vermutlich werde ich auch niemals sicher herausstellen können zu welchen Zeitpunkten in meinem Leben ich manipuliert wurde. Trotzdem möchte ich aus dieser Erfahrung verschiedene manipulative Stilmittel mitnehmen um diese Erkennen, Aufzeigen und in eigenen Texten Vermeiden zu können.

Lass Deinen Gedanken zum Thema freien Lauf, ich freue mich immer über Ansätze die mir noch nicht eingefallen sind! Und danke, dass Du den doch etwas länger gewordenen Text bis hier hin gelesen hast!