01 Ein Anfang

Ein Einstieg zu Corona, Medienkompetenz und woher ihr Informationen beziehen solltet.

Wo fängt man mit einem Blog an? Vor allem wenn man nicht weiß, wohin die Reise gehen wird. Ich beginne am besten beim Istzustand.

Ich arbeite in einer mittelgroßen Klinik in Niedersachsen als Oberarzt für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Zuvor war ich als Honorararzt vier Jahre in ganz Deutschland tätig. Ich habe auf diesem Weg etwa 30 Krankenhäuser kennengelernt. Die nächsten Monate möchte ich meine Eindrücke, Erfahrungen und Gedanken teilen. Ich versuche, mich auf Fakten zu konzentrieren und nur geprüfte Quellen zu nennen. Wenn ich der Spekulation erliege, dann wird diese deutlich gekennzeichnet.

Als Erstes kann ich allen Menschen nur dringen raten, ausschließlich offizielle Quellen für Informationen zu nutzen. Es werden hunderte Falschmeldungen, FakeNews und gute Tipps von Dr. Brinkmann und Co persönlich durchs Netz geistern. Auch Onkel Frank und Tante Sandra werden euch Sprachnachrichten schicken mit wichtigen Hinweisen.

Unter keinen Umständen dürft ihr Facebook, Twitter oder anderen sozialen Medien vertrauen. Am besten löscht ihr eure Accounts dort, oder ihr hattet sowieso noch nie einen. Vergesst bitte nicht, dass Zeitungen gewerbliche Betriebe sind. Die machen genau jetzt Geld mit eurer Angst. Sie werden jedem Gerücht, jeder Spekulation, hinterher jagen und diese mittelmäßig recherchiert veröffentlichen. Ich meine damit ALLE Zeitungen, nicht nur Klatschblätter wie die Bild, die man in normalen Zeiten als intelligenter Mensch schon meiden sollte.

Aktuelle Beispiele:

  • Informationen über bundesweite Schulschließungen der DPA, was zum veröffentlichten Zeitpunkt eine Falschmeldung war.
  • Berichte über bevorstehende Ausgangssperren und Einschränkungen des öffentlichen Lebens in zahlreichen Zeitungen.
  • Falschmeldungen über Ibuprofen und aktuelle Forschungen von irgendwelchen Unis.
  • Oder, wie in Österreich, eine verschickte Sprachdatei, eines Spaßvogels der so klingt, wie der österreichische Bundeskanzler und ebenfalls über ganztägige Ausgangssperren berichtet.

Das war erst der Anfang.

In sozialen Medien werden Ängste bedient, da dieser Mist dort von minderintelligenten Individuen gerne weiterverbreitet wird. Aber auch die besorgte Mutter schickt euch bestimmt in den nächsten Tage solchen Mist. Seid darauf gefasst und überlegt euch jetzt wie ihr damit umgeht!

Wenn euch solche Meldungen beunruhigen: Sucht auf den folgenden Seiten nach Informationen dazu.

Als Quellen für Informationen (Deutschland) rate ich:

  1. Das Bundesgesundheitsministerium (https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus.html)
  2. Die Landesgesundheitsämter (zum Beispiel Niedersachsen: https://www.niedersachsen.de/coronavirus)
  3. Regionale Informationen über die offiziellen Stadtportalseiten (zB https://www.muenchen.de/) oder die Homepage Gemeinde/ Kommune.
  4. Informationen auf den offiziellen Seiten von Schulen, Stadtämtern, Gerichten.
Nochmal: Keine Zeitungen! Egal ob Regionalblatt oder bundesweite Tageszeitung.

Sobald ihr wisst, das die Meldung falsch ist: Stellt beim Absender klar, dass es sich um eine Falschmeldung gehandelt hat.

Vergesst nicht, dass jede/jeder auf Falschinformationen hereinfallen kann und wird. Ärzte, Forscher, Großmutter, Tante Sabine und manchmal auch der Bundeskanzler.

Erkrankungszahlen: Aktuelle Zahlen werden euch die nächste Zeit verrückt machen. Vergesst, wie viele gerade erkrankt sind und wie viele schon gestorben sind. Ihr könnt mit diesen Zahlen sowieso nichts anfangen. Sie sind (für den einzelnen Menschen) ohne Bedeutung. Ihr seid keine Entscheidungsträger, die aktuelle Zahlen in Maßnahmen umrechnen müssen. Die Zeitungen werden sich reißen um genaue Todeszahlen. Das sollte euch anekeln und die Medienwahl für die Zukunft beeinflussen.

Lernen werden wir in den nächsten Monaten auf jeden Fall so einiges. Über uns selbst, über andere und über Herdendummheit, wie der aktuelle Toilettenpapierengpass deutlich belegt.

Bild: WIkipedia, by Florian Plag, CC BY 2.0