Shibari-Workshop auf der Passion 2018

Tara und ich hatten uns für einen Einsteigerkurs bei Ralf (Nawasabi) und Juliane (Schwarzes Biest) auf der Passion Messe in Hamburg angemeldet und ich war neugierig.

Tara und ich hatten uns für einen Einsteigerkurs bei Ralf (Nawasabi) und Juliane (Schwarzes Biest) auf der Passion Messe in Hamburg angemeldet und ich war neugierig. Ich hatte bisher nur einmal beim Bondage Picnic Around the World 2018 unter Anleitung gefesselt, war da im Gegensatz zu meiner Begleitung also ein eher unbeschriebenes Blatt. Es wurde spannend.

Tara hat auch über den Workshop geschrieben, bitte lest auch dort, um ihre Perspektive zu erfahren.

Wir trafen uns kurz vorher zum ersten Mal persönlich, kannten uns bis dahin nur per Twitter und Messenger. Ich war überraschend entspannt und fand Tara auch in Person gleich sympathisch. Wir gingen einmal über die Messe und drehten eine erste Runde in den schon gut gefüllten Messeräumen. Dann war es auch schon 13:00 Uhr und wir gingen zum Workshop rüber.

Menschen und Sicherheit

Es waren etwa 8 Paare da, ganz verschiedene Menschen, teils in interessanten Alterskonstellationen und sehr verschiedenen Kleidungsstilen. Bei einem Paar gab es sicherlich einen Altersunterschied von 20+ Jahren, was aber nicht unpassend, sondern sehr süß wirkte. (Ich sah die beiden später auch noch auf der Messe und wir beiden angehenden Rigger nickten uns lächelnd und wissend zu. Das war sehr schön.)

Ralf und Juliane begrüssten uns sehr sympathisch und Ralf begann mit einer kurzen Sicherheitseinführung, die er absichtlich knapp hielt. Sicherheit sei wichtig, keine Frage, bei dem zweistündigen Workshop sollte es aber hauptsächlich um die Gefühle beim Fesseln gehen. Er nannte uns Körperstellen, die bei zu viel Druck problematisch werden konnten und riet uns, immer Werkzeug zum schnellen Lösen der Fesseln parat zu haben.

Inhalte und Gefühle

Danach zeigte er uns einen einfachen Single-Column-Tie-Knoten mit einer verdrehten Schlaufe am Ende, also einem etwas anderen Ende als beim „Bondage-Standardknoten“. Außerdem zeigte er uns, wie wir unser Bunny als Rigger mit einem leichten Griff am Unterarm führen konnten, ein wenig so wie bei Aikido-Handgriffen, fand ich.

Wichtig war Ralf, dass wir uns als Rigger nicht mit dem eigenen Körper blockierten und wir unser Bunny spüren ließen, dass wir anwesend waren. Durch das Seil, unseren eigenen Körper, sogar den Atem. Selbst, dass die Arme des Bunnys möglichst unten bleiben sollten, hatte seine Bewandnis und machte total Sinn. Das fand ich sehr schön.

Vom Knoten, vom Weglaufen – und vom Ankommen

Und da wurde es für Tara und mich schon interessant: Wir hatten uns, im Nachhinein betrachtet, für die fortgeschrittene Variante des Kennenlernens entschieden – fast direkt miteinander zu fesseln. Und das zeigte sich auch, weil ich verständlicherweise etwas unsicher war und sie sich anfangs nicht so gut führen lassen konnte. Das gab sich später.

Ich war zwar nicht wirklich nervös, aber anfangs viel damit beschäftigt, die Knoten richtig hinzubekommen. Ich bin normalerweise der Typ, der sich so etwas in Ruhe zu Hause im eigenen Tempo aneignet, aber dann sollte ich wohl nicht zu einem Workshop gehen, haha. Das war ein schöner Schritt aus meiner bisherigen Komfortzone heraus. Vor allem hat Ralf mehrfach ganz aufmerksam und lieb nachgefragt, ob alles in Ordnung war – und hilfreiche Hinweise gegeben.

Beim einfachen Handfesseln mit dem Knoten war ich noch nicht „drin“ und „angekommen“, was sich dann aber änderte. Während Ralfs zwischenzeitlichen Erklärungen merkte ich, dass Tara sich immer einen Schritt weiter von mir entfernte und Abstand hielt. Ich war kurz unsicher, ob das ein Zeichen dafür war, dass sie sich unwohl fühlte? Etwas in mir gefiel das nicht und so tat ich etwas für mich Überraschendes: Ich machte einen seitlichen Schritt auf sie zu, legte ihr sanft, aber bestimmt, meine Hand um die Schulter und zog sie in meine Richtung. Dabei lehnte ich mich etwas zu ihr und sagte leise: „Nicht immer weglaufen.“ Dann wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder Ralf zu. Das war für uns beide der Wendepunkt. Ich wurde sicherer, sie etwas „weicher“.

Ich mag Berührungen, brauche sie sogar, bin aber ein höflicher Mensch, der anderen ihren Freiraum lässt. Deshalb war ich selbst anfangs unsicher, was den Körperkontakt angeht. Ich merkte aber auch eine gewisse Anziehung und erneut war da ein Teil von mir, der etwas ändern wollte – der Einfluss nehmen wollte. Also stellte ich mich näher an Tara, sodass sich unsere Arme berührten, und fragte sie, ob mehr Körperkontakt für sie okay sei. Das bejahte sie und langsam kamen wir uns auch physisch beim Fesseln näher.

Danach band ich meinem Bunny beide Hände, nach Anleitung durch Ralf, vor den Körper, führte ihre gefesselten Hände hinten über den Kopf in den Nacken und danach das Seil unter- und überhalb ihrer Brust herum. Das Juteseil fühlte sich gut an und es machte zu Beginn beim Durch-die-Finger-Gleiten auch ein schönes Geräusch, fand ich. Also experimentierte ich ein wenig und ließ das Geräusch neben Taras Ohr erklingen. Ich war inzwischen so sicher, dass meine Intuition und meine Improvisation übernommen hatten und ging langsam um sie herum, betrachtete sie. Berührte sie an der Schulter. Umschlich sie förmlich, genoss die Atmosphäre und den Fokus auf sie. Die Umgebung nahm ich nur noch punktuell wahr. Tara hatte inzwischen die Augen geschlossen und ich begann erneut mit der Fesselung. Ralf hatte eine schöne Art, sein Fesseln zu benennen: Er nannte es „Flow“ und das kommt mir sehr entgegen. Die Seiltechnik, die Knoten, sollten technisch funktionieren, sodass sie sicher sind. Wenn sie aber nicht perfekt aussehen, ist das nicht schlimm, denn es geht ihm um das Gefühl beim Fesseln. Wie mir auch.

Ralf ging an einem Punkt inhaltlich etwas zurück und ich war mir nicht sicher, ob ich die Fesselung wieder auflösen sollte. Also fragte ich ganz frech: „Muss ich mein Bunny jetzt abfesseln? Eigentlich möchte ich, dass sie jetzt so bleibt. (fettes Grinsen!)“ Ralf hatte nichts dagegen, dass Tara noch eine Weile in der Haltung verblieb. Und so stand ich mit der einen Hand am Seil und mit der anderen an Taras Schulter direkt hinter ihr und wir lauschten gemeinsam, was Ralf noch zu sagen hatte. Dann waren die zwei Stunden schon vorbei – Wahnsinn.

Tara ging nach Ende des Workshops flugs zu Ralf und Juliane, um mit ihnen zu sprechen und sie etwas in ihr „Ropetagebuch“ schreiben zu lassen – eine Ehre, die mir abends, vor der Party im Catonium, auch zuteil wurde. Mehr dazu in meinem späteren Bericht.

Ralf empfahl uns noch das Buch eines Freundes, der sich dem Thema Kinbaku bzw. erotische Fesselung von der sprachlichen Seiten aus nähert. Das Buch haben wir uns in elektronischer Form schnell besorgt, mir als Textarbeiter lag es gleich am Herzen und ich habe inzwischen damit begonnen, es zu lesen.

Nachsorge

Wir sind dann wieder in das andere Messegebäude gegangen und haben uns im Gastrobereich etwas erholt. Wir waren noch nicht so „eng“, um uns durch Umarmungen zu versichern, dass der Workshop gut gewesen war, also sprachen wir einfach darüber. Was mir sehr viel Freude bereitete, war Taras sinngemäße Aussage, dass sie nach dem Workshop gespannt sei, was der Tag „noch so bringen“ würde. Das war für mich ein Hinweis auf die abendliche Party. Aber auch da, meine Gedanken und Gefühle veröffentliche ich später, wenn es um die „Passion Night“ geht. Und, oh boi, war die Party gut – in mehrfacher Hinsicht eine Erfahrung.

Seid auf den nächsten Teil gespannt!