Das Evangelium vom 28 Sonntag im Jahreskreis im Lesejahr C ermöglicht, bei dieser Perspektive etwas zu verweilen.
Dazu eine etwas kürze Predigt:
Das Evangelium endete mit: Dein Glaube hat dich gerettet. In der alten Einheitsübersetzung hieß es Dein Glaube hat dir geholfen. Da zeigt sich eine etwas andere Ausrichtung, die zu diesem Kapitel des Lukasevangeliums passt. Da geht es um den Glauben. Das Kapitel ist Teil der Beschreibung des Wegs Jesu nach Jerusalem. Lukas zeigt hier beispielhaft, worauf es Jesus ankommt. Was bedeutet Glaube, der rettet? Diese Frage motiviert, mehr auf dieses Wort Glauben zu schauen. Vielleicht hilft da ja der Hintergrund einer Heilungserfahrung, wie sie das Evangelium erzählt.
Einmal im Monat feiere ich mit einem Team in Aidlingen einen Gottesdienst, der sich als Heilungsraum versteht, also als ein Ort, in dem wir uns bewusst der heilenden Kraft Gottes hinhalten. Und da kann ich immer wieder auch etwas davon beobachten, was Jesus im Evangelium ins Wort bringt, als er auf die Mehrheit der Geheilten schaut, die nicht umkehren, also nicht in ein neues Denken finden.
Umkehren ist hier ja keine Veränderung der Gehrichtung. Die neun Getadelten folgen Jesus Auftrag, gehen nach Jerusalem, um sich den Priestern zu zeigen und das vorgeschriebene Dankopfer darzubringen. Die Bibel versteht Umkehr auf einer anderen Ebene. Jesus sagt zu Beginn seines Wirkens: Kehrt um und glaubt an das Evangelium. Umkehr meint eine Erneuerung des Denkens, das Ergreifen einer anderen Weltsicht.
Die anderen 9 bleiben im Vollzug eines Ritus, bleiben in gewisser Weise immer noch die, die sie als Aussätzige waren. Die Heilung hat ihre innerliche Lebensausrichtung nicht verändert.
Der Glaube des Samariters ist Ausdruck einer inneren Wandlung, einer neuen Lebensperspektive, einer Beziehung. Da ist etwas passiert, das über die körperliche Unversehrtheit hinausreicht. Dieser entstandene Glaube rettet, d.h. er bereitet den Weg ins ewige Leben.
Es gibt nämlich bis heute die Gefahr, Krankheit eher als Betriebsunfall zu sehen. Dann geht man zum Arzt, wie man sein Auto zu einer Werkstatt bringt, möchte sich instand setzen lassen und weiter so machen wie vorher. Nur einer von zehn kehrt um, lässt sich auf einer tieferen Ebene ansprechen und antwortet auf die verborgene Botschaft der Krankheit und ihrer Heilung. Könnte dieses Zahlenverhältnis auch heute zutreffen? Dass viele sagen, Glück gehabt, nicht mehr dran denken. Dass nur eine Minderheit in den Glauben findet, der rettet, neues Leben schenkt, also umkehrt, während die anderen weitergehen, nichts ändern, gesund, aber nicht heiler geworden sind?
Schauen wir genauer hin.
Am Anfang steht die zentrale Erfahrung unseres Glaubens.
Jesus übersieht nicht das Elend und die Not der Aussätzigen.
Er hat Erbarmen, er lässt sich ansprechen.
Er kann sie heilen und tut es. Er verlangt einen Gehorsamsakt des Glaubens. Nichts Spektakuläres, nichts was aus sich die Aufmerksamkeit erregt, ist da.
Dies greift die Heilungserfahrung des Naaman auf, als er mit
seinem Aussatz zu Elischa kommt.
Naaman bekommt eine Verheißung und muss seinen Teil dazutun.
Er muss sich siebenmal im Jordan baden.
Das war für ihn nicht leicht, aber er konnte sich
darauf einlassen, kehrt geheilt zu Elischa zurück.
Auf diese Erfahrung weist Lukas uns heute hin.
Die Aussätzigen machen sich mit Vertrauen auf den Weg, ohne schon
gesund zu sein.
Und dabei wird in ihnen eine heilende Kraft lebendig.
Hier ist eine Botschaft für unser Leben gegenwärtig. Immer wieder gilt es, eine Wegstrecke zu beginnen, ohne schon zu wissen, ob sich der erhoffte Segen einstellen wird.
Natürlich schwingen in diesem Evangelium bei Lukas noch weitere Themen mit. Glaube ist kein Besitz einer Gruppe. Die Glieder des Volkes Gottes, die hier Heilung erfuhren, finden durch ihre Erfahrung nicht automatisch einen lebendigeren Zugang zu Gott, der sich im Lobpreis und der Verehrung Gottes zeigt und auch im Dank an Jesus, der mit seinem Namen ja an den rettenden Gott erinnert.
Vor einigen Tagen habe ich mit einer Gruppe in Bondorf diesen Abschnitt über einen Bibliolog erkundet. Das ist eine Weise, sich der Bibel zu nähern, in dem man stärker den Raum zwischen den Zeilen anschaut. Da kam der Umgang mit Ungläubigen sowie Aussätzigen stärker in den Blick. Uns wurde bewusst, gerade Menschen am Rand ahnen oft mehr von dieser Wirklichkeit Gottes als solche, die sich in einem Weltbild verorten, in dem sie es im Griff haben, sie alles richtig machen.
Der Samariter steht für alle jene, die merken, ohne Gott können sie nicht wirklich leben, können sie nicht dazugehören, wären sie wie aussätzig. Dankbarkeit, die sich da zeigt, ist eine Folge des Glaubens, dieser Beziehungsqualität, und ermöglicht immer wieder, diese Beziehung zu bestärken, so wie wir es jetzt gleich auch erleben dürfen mit der Feier der Eucharistie.
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