Gottesdienstbesuch

Ein Begriff, den es lohnt, zu überdenken

Begriffe, innere Bilder, schaffen Wirklichkeit.
Es lohnt sich, die Begriffe, die wir nutzen, immer wieder anzuschauen, ob sie auch wirklich zu dem passen, was wir wollen. Also

  • den Zielen dienen
  • klare Perspektiven bieten
  • motivieren, sich aufzumachen

Gottesdienstbesucher

Diese Begrifflichkeit ist in vielen Kirchen, einschließlich der katholischen Kirche, weit verbreitet. Dabei passt sie nicht zum Leitbild der Liturgie, wie es im Vatikanum II formutliert wurde. In der Liturgiekonstitution ist viel von aktiver Teilnahme die Rede, und diese geht über einen Besuch ja deutlich heraus.

Die Bezeichnung Besucher war vor der Liturgiereform in der katholischen Kirche angemessen. Man kam in einen Raum des Heiligen, konnte dort seine Gebete verrichten. Wichtig für diesen Raum war, dass der Priester den Ritus, den Kult, korrekt vollzog.

Was ist am Besucherbegriff eher ungeeignet?

Besucher erwarten z.B. in einem Konzert eine gute Show. Sie wollen unterhalten werden. Besucher finden auch nichts dabei, wenn etwas gefällt, sich davon ein Bild als Erinnerung zu machen. All das passt nicht so zur Vorstellung der aktiven Teilnahme.

Was bedeutet die Nutzung des Besucherbegriffs?

Für kirchendistanzierte Menschen ist die Vorstellung eines Besuchs für die Mitfeier an einem Gottesdienst naheliegend, da sie ja gar nicht wissen, welche aktive Rolle sie übernehmen sollen. In diesem Kontext kann der Gottesdienst dann auch nicht die verwandelnde Kraft zugänglich machen, die ihm als Initiationssakrament innewohnt.

Der Wunsch, unterhalten zu werden, im Gottesdienst eher etwas geboten zu bekommen, passt natürlich auch zu der uns vertrauten säkularen Kultur. Wer von Besuchern spricht, der trägt mit dazu bei, dass Liturgie, also das ,,Werk des Volkes’’ nicht so verstanden werden kann, wie es die Liturgiekonstitution anzielt.

Ausblick auf weitere Artikel

In weiteren Artikeln wird nun dieses ,,Werk’’ mehr erschlossen. Dabei fokussiert sich das Interesse auf Personenkreise, die als Familien im Umfeld der Hinführung auf die Erstkommunion, oder als Jugendliche im Umfeld der Vorbereitung auf ihre Firmung, intensiveren Kontakt mit diesem Initiationssakrament pflegen müssen/sollten.