Kontakt Lebenswende Geburt

Wie die Chance nutzen, die sich im Elternsein auftut, Glaubensinteresse nachhaltig zu stärken

In einem früheren Blogartikel ist ausgeführt, dass die Geburt eines Kindes für die Eltern oft die Bereitschaft fördert, sich spirituellen Lebensthemen zu öffnen. Staunen, Dankbarkeit, Wunder, solche Wahrnehmungen kommen in den Gesprächen mit den Eltern oft ins Wort.

Erste Brücke - Kontakt in 2 Abenden

Durch die Mobilität, gerade in einer Gegend, in der es viel Arbeit gibt, haben die Eltern selber oft kaum Kontakt zur Ortsgemeinde aufgebaut. Ihre biographische Situation bringt sie in Kontakt mit Gemeinschaftserfahrungen aus der eigenen Kindheit und Jugend. Solche Erfahrungen möchten sie auch der nächsten Generation ermöglichen. Diese Motivation zeigt sich oft, wenn es ein Gespräch mit den Eltern zu ihrem Taufwunsch gibt.

Gleichzeitig hat sich ja die Zeit verändert, d.h. Trägerkreise für Kinder- und Jugendarbeit sind nicht selbstverständlich. Der Wunsch, ,,Die Kinder sollen zur Gemeinschaft der Kirche gehören - in unserem Glauben aufwachsen’’ braucht eigenes Engagement, Dazutun. Deshalb sollen Eltern auch miteinander in Kontakt kommen, wahrnehmen, was es gibt und wo sie sich auch selber einbringen können.

Abend 1 - Aufbau von Beziehungen

Als Einstieg hat sich eine Kennenlernrunde zu den Vornamen in den Familien bewährt. Also welche Namen gibt es und warum wurden diese so gewählt.

Kurz wird auf die Erwartung an Erziehung eingegangen, die mit dem Taufwunsch verbunden ist. Viele Eltern wären im Grunde mit einer Kindersegnung zufrieden,
wobei die Erwartung einer Taufe sie ja zusammen gebracht hat, und diese Erwartung eine große Kraft hat.

Kirchenrechtlich ist es auch nur in besonderen Fällen möglich, dieser Erwartung nicht zu entsprechen, die Taufe aufzuschieben, dem Wunsch der Eltern nicht nachzukommen.

Die Familien tauschen sich dann über ihre Motivation, die Taufe des Kindes zu wünschen. Karten mit möglichen Gründen helfen den Eltern, dazu ins Gespräch zu kommen.

Mitwirkung der Eltern an der Tauffeier

Eine Sammlung von Kopiervorlagen zu Liedern / Bibelstellen / Gebete für die Tauffeier wird den Eltern mitgegeben zusammen mit der konkreten ,,Hausaufgabe’’, bis zum 2. Abend einige Vorschläge für die Tauffeier ausgewählt zu haben. Den inhaltlichen Schwerpunkt dieses Abends, die Meditation der Taufsymbole, beschreibt ein weiterer Blogartikel in dieser Reihe.

Außerdem gibt es als weitere kreative Aufgabe einen Holzpuzzle-Teil, welches die Eltern für das zu taufende Kind gestalten. Diese Teil sollten sie dann für die Kommunionvorbereitung der Kinder wieder bekommen. Die Gemeinde kann über diese Puzzle-Teile bewussster an die Neugetauften in ihrer Mitte denken - für sie und ihre Familien beten.

Gemeinde und Familie gemeinsam stärken

Diese Orientierung der Gemeindearbeit ist sinnvoll und auch spannungsgeladen. In jüngerer Zeit wird oft ein afrikanisches Sprichwort zitiert – für die Erziehung eines Kindes braucht es ein ganzes Dorf. Das greift die Beobachtung auf, dass Kinder zwar auf die Eltern als Vorbilder schauen, aber eben auch darüber hinaus ihre Prägung erhalten. Ihre gemeinschaftlichen Erfahrungen der Kindheit und Jugend haben die Eltern darin bestärkt, die Taufe und damit die Zugehörigkeit zur Glaubensgemeinschaft für ihre Kinder zu wünschen.

Initiationswege

Ob diese Wünsche wahr werden können, hängt vermutlich mit Glaubenshaltungen zusammen, die durch die Erfahrung von Schwellenräumen (Communitas im Sinne von Victor Turner) entstehen.

Ein Jesuswort, welches der Apostel Paulus bei einem Abschied in der Apostelgeschichte zitiert, bringt das auf den Punkt: ,,Geben ist seliger als Nehmen‘’

oder im Blick auf das Miteinander von Individuum und Gemeinschaft formuliert:

Ich für die Gemeinschaft (anstatt die Gemeinschaft für mich) so bringt der Autor Alan Hirsch die verwandelnde Kraft der Schwellenräume ins Wort.

Es geht also darum, die werdenen Familien so zu begleiten, dass diese miteinander ihr Lebensabenteuer gestalten / bestehen.

Hier zeigt sich im Gemeindealltag der Großkirche keine wirklich akzeptierte ,,best practice‘’, d.h. an manchen Stellen wird gesucht und ausprobiert, wie so etwas möglich ist, und in anderen Gemeinden wird dieser Abbruch als ,,normal’’ akzeptiert, die Kinder werden getauft, die Familien mit ihrem Wunsch nach gemeinschaftlichen Glaubenserfahrungen für ihre Kinder sich selbst überlassen.